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Ende 2019 hatte ich mir, inspiriert (andere würden sagen „geblendet“) von vielen positiven Berichten und hübschen Bildern, Glen More II: Chronicles zugelegt. Leider hatte ich nach zwei Runden so gar keine Lust mehr, diesem Spiel noch eine dritte Chance zu geben. Glücklicherweise ergab sich eine Tauschmöglichkeit gegen Teotihuacan (kurz „Teo“), was im Jahr zuvor ebenfalls sehr gute Rezensionen (und zudem ein starkes BGG Rating von 8,0) bekommen hatte. Zudem hat der Autor seit meiner ersten Partie Tzolk’in einen dicken Stein (bzw. Würfel) im Brett.

Worum geht es bei Teotihuacan?
Bei Teotihuacan sind die Spieler die Nachkommen mächtiger Adelsfamilien…na, schon eingeschlafen? Ok, ok, es ist ein knallhartes Eurooptimierspiel. Wen interessiert da das Thema 😉?

Wie funktioniert Teotihuacan?
DAS ist die viieel interessantere Frage. Jeder Spieler beginnt mit drei Arbeitern in Form von W6 in Spielerfarbe (hatte ich schon erwähnt, dass Würfeleinsatz der beste Spielmechanismus ist?). Nach dem (modularen) Aufbau des großen Spielplans und der Wahl der Anfangsboni/-ressourcen und der Anfangsplatzierung der drei Würfel je Spieler ziehen die Spieler abwechselnd ihre Arbeiter/Würfel im Uhrzeigersinn bis zu drei Aktionsfelder weiter auf dem Spielplan. Dabei wird zunächst geprüft, wie viele verschiedenfarbige Würfel auf dem Zielaktionsfeld bereits vorhanden sind. Für jede Farbe muss der Spieler einen Kakaomarker (=Währung) abgeben. Sofern anschließend die dortige Hauptaktion ausgeführt wird (z.B. das Einsammeln von Ressourcen [Holz, Stein, Gold]), wird der Würfel anschließend so gedreht, dass er einen Würfelpunkt mehr anzeigt als zuvor. Liegen bereits Würfel des Spielers auf diesem Aktionsfeld, wird der Effekt der Hauptaktion sogar noch verstärkt. Die Ressourcen werden für den Bau (oder die Verzierung) der Pyramide in der Mitte des Spielplans, die Freischaltung von Technologien oder dem Aufstieg auf der „Straße-der-Toten“ Leiste verwendet. Neben der Hauptaktion kann alternativ auch Kakao (in Höhe der Anzahl der dort bereits liegenden verschieden farbigen Würfel plus eins) geerntet oder der Würfel in einen Gebetsraum (ein spezielles Feld auf manchen Aktionsfeldern) platziert werden. Durch letztere Aktion können z.B. Entdeckungsplättchen und/oder Fortschritte auf einem der drei Tempelleisten gesammelt/erzielt werden. Sobald ein Würfel auf eine sechs gedreht werden muss, erhält der Spieler stattdessen einen frei wählbaren Bonus und der Würfel wird mit der Zahl eins „wiedergeboren“. Nachdem jeder Spieler einen Würfel bewegt hat und/oder ein Würfel wiedergeboren wurde wird die weiße Rundenscheibe um eine Stelle weiterbewegt, wodurch eine von drei Wertungsphasen („Eklipsen“) näher rückt. In diesen Wertungsphasen werden Spieler mit Siegpunkten belohnt sofern sie sich fleißig am Tempelbau beteiligt oder viele Schritte auf der Straße-der-Toten vorangeschritten sind. Sollte eine eigene Wertungsscheibe auf dem ersten oder zweiten Platz einer der drei Tempelleisten liegen, regnet es in der Schlusswertung nochmal kräftig Siegpunkte. Am Ende jeder Wertung, müssen anschließen die eigenen Würfel mit Kakao bezahlt werden. Hat man zu diesem Zeitpunkt zu wenig Kakao, kostet das kräftig Siegpunkte.     

Was hat gefallen?
1. Die Mechanik
Das Ziehen der eigenen Würfel und vorherige Planung, welche Aktion einem langfristig die meisten Siegpunkte beschert, macht sehr viel Spaß. Dabei muss man permanent den eigenen Ressourcenvorrat (und vor allem den Bestand an Kakao) im Auge behalten.   
2. Die Interaktion
Besteht im Wesentlichen nur in der Begegnung mit den Würfeln der anderen Mitspieler, wodurch entweder eine Aktion teurer wird (ein Kakao pro unterschiedliche Würfelfarbe) oder das Kakaoernten lukrativ (je mehr unterschiedliche Würfelfarben desto besser). Dieses parallele Optimieren und das Nutzen (oder Vermeiden) der Mitspielerwürfel finde ich sehr gelungen.
3. Das Material
…ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Vor allem da einen am Anfang die vielen bunten Symbole erstmal erschlagen. Nach der ersten Partie kommt man dann aber sehr gut damit zurecht. Insbesondere die Pyramidensteine im Zentrum des Spielplans finde ich sehr gelungen.
4. Die Varianz
Sechs der acht Aktionsfelder können bei Spielbeginn verdeckt platziert werden. Auch andere Plättchen auf den Aktionstafeln werden zufällig platziert, so dass der Spielplan sehr variabel ist.

Was ist zu bemängeln?
1. Die Downtime
Teotihuacan ist sicherlich nichts für Grübler. Daher liegt der Sweetspot m.E. hier bei drei Spielern.
2. Das fehlende Thema
Ja, mei, ist halt ein Eurogame 😉.

Würde ich es nochmal spielen?
Nach inzwischen drei Partien finde ich es erstaunlich, dass es viele Arten gibt, das Spiel zu gewinnen. Die drei Tempelleisten mit ihren Endboni sind zwar sehr stark aber nicht zwingend notwendig für den Spielsieg. Daher möchte ich hier noch sehr gerne weitere Wege an die Spitze des Tempels entdecken.  

Fazit
Zwar handelt es sich sicherlich um ein gehobenes Kennerspiel (BGG Komplexität 3,72) aber nach der ersten Partie ist man voll drin. Um erfolgreich zu spielen, braucht man sicherlich noch deutlich mehr Partien. Wer gerne unterschiedliche Wege zum Spielsieg erkundet und sich durch die vielen Symbolen auf dem Spielplan nicht abschrecken lässt, sollte Teo auf jeden Fall eine Chance geben.

Wie man sieht, gilt es in der ersten Partie zunächst die vielen Symbole zu verstehen.

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