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Wie bin ich auf dieses Spiel aufmerksam geworden?
Gar nicht, es ist auf mich aufmerksam geworden 😆 ! Und das kam so….
Als ich in 2018 auf der Berliner Brettspiel Con 2018 über die Messe schlenderte standen dort diese 2m hohen Spieltafeln an denen acht Leute total hektisch sich gegenseitig Befehle zubrüllten und dabei offenbar ne Menge Spaß zu haben schienen. Ich hatte natürlich schon vorher von Captain Sonar (CS) gelesen und die Idee des Spiels begriffen. Allerdings tauchte CS nie auf meiner Wunschliste auf, weil ich nie und nimmer gedacht hätte, jemals acht Verrückte dafür auftreiben zu können. Tja, Zeiten ändern sich…. 😁. Vor ein paar Wochen hatte mein Nachbar (ein Brettspielmuggel) abends sturmfrei. Ich bequatschte in so lange bis ich mit einem Schwung voll Spiele unterm Arm beim ihm klingelte (hatte mir natürlich vorher Gedanken gemacht, wie ich ihn für das Hobby anfixen kann). Der Abend lief hervorragend! Am nächsten Tag schrieb er dann, er hätte da so ein geiles Spiel im Netz gesehen….und es sich sofort bestellt. Ich fragte vorsichtig, um welchen Schatz es sich denn handelt: „Captain Sonar natürlich!“ Innerlich kopfschüttelnd fragte ich mich, warum er sich unter den gefühlt eine Millionen tollen Spielen ausgerechnet eins aussuchen musste, was nur zu acht spielbar ist! Egal, ich empfand es als Herausforderung, acht Mitstreiter aufzutreiben. Und nach einer längeren Anlauf- und Umfragephase fanden sich dann tatsächlich neben uns beiden weitere sechs Verrückte bei mir ein (im übrigen alles Brettspielmuggel 😆).
So weit zur Vorgeschichte….

Worum geht es bei Captain Sonar?
„Schiffe versenken zu Acht“. Fertig! Im Grunde genommen ist es das wirklich. Zwei Mannschaften (bestehend aus den Rollen Kapitän, 1. Offizier, Funker und Maschinist) sitzen sich durch einen Sichtschirm getrennt gegenüber und versuchen das U-Boot der Gegner zu orten und zu vernichten. Wessen U-Boot zuerst vier Schadenspunkte erleidet, verliert das Spiel.

Wie funktioniert Captain Sonar?
Der größte Unterschied zu den meisten anderen Brettspielen ist, dass in Echtzeit gespielt wird. Jeder Spieler/jede Rolle hat dabei ganz individuelle Aufgaben. Der Funker achtet nur auf den gegnerischen Kapitän und versucht dadurch, die Position des gegnerischen U-Bootes herauszufinden. Der Maschinist vermerkt durch jeden neuen Kurs seines Kapitäns die Systemdefekte. Dadurch fallen nach und nach Waffen-, Ortungs- und Schleichfahrtsysteme aus. Diese können nur durch den „richtigen“ Kurs bzw. durch das Auftauchen des U-Bootes (was man vermeiden möchte, da man dadurch den Sektor Preis geben muss in dem man sich befindet) repariert werden. Der erste Offizier aktiviert durch das Ansagen des Kurses seines Kapitäns nach und nach die diversen Waffen-, Ortungs- und Schleichfahrtsysteme und informiert seinen Kapitän, sobald ein System bereit ist. Allerdings bedeutet „bereit“ nicht unbedingt „verfügbar“, da ein System eventuell beschädigt ist (eine Nachfrage beim Maschinisten hilft dabei). Der Kapitän wiederum steuert das U-Boot durch Ansagen des Kurses und koordiniert die Aktivitäten seiner Mannschaft.

Was hat mir gefallen?
1. Die Interaktion
Wahnsinn! Im Gegensatz zu den grübellastigen Kenner- und Experteneuros, die ich sonst immer spiele, ist bei CS volle Aktion angesagt! Man stimmt sich permanent im eigenen Team ab. Kommunikation ist hier der Schlüssel zum Sieg.
2. Die Immersion
Man steigt sehr tief in die eigene Rolle ein. Je „autentischer“ die Kommandos gerufen werden („Mine bereit“, „Waffensystem ausgefallen“, „Auftauchen“, „Kurs Nord besätigt“) desto tiefer wird man in das Spiel hineingezogen.
3. Die Spieldauer
Wir haben in vier Stunden inkl. Erklärung mehr als zehn Runden/Szenarien gespielt. Wenn die Teams eingespielt sind, dauert eine Runde ca. 15 Minuten.
4. Der Wiederspielreiz
Gerade bei knappen Ausgängen bzw. wenn beide Kapitäne die Position des Gegners herausgefunden haben, möchte man sofort eine Revanche! Im Grundspiel sind zudem bereits fünf unterschiedliche Seekarten enthalten, die für ausreichend Abwechslung sorgen. Hinzu kommen noch szenariospezifische Sonderregeln (gerade auch in der Erweiterung „Volles Rohr“), die z.B. neue Waffensysteme ins Spiel bringen und deren Effekte man unbedingt mal ausprobieren möchte. Des Weiteren können die Rollen und/oder Teams nach jeder Runde getauscht werden.
5. Die Anleitung
Sehr klar strukturiert inkl. guter Beispiele. Da bleibt keine Frage offen.
6. Das Material
Abgesehen von den Stiften absolut tolles und vor allem praktisches (da abwischbares) Material. Die beiden Sichtschirme tragen viel zur Stimmung bei.

Was hat mir nicht gefallen?
1. Die Spieleranzahl
Ja, man kann das CS auch zu sechst spielen. Davon würde ich jedoch abraten. Der Capitän soll lt. Anleitung die Rolle des ersten Offiziers mitübernehmen. Diese Doppelrolle ist m.E. zu viel für einen Spieler. Mag sein, dass es mit mehr Erfahrung besser klappt. Aber es wird auch dann an Dynamik verlieren, weil der Kapitän einfach nicht mehr so schnell agieren/reagieren kann.
2. Der Stress
…zeichnet m.E. genau dieses Spielerlebnis aus. Es wird jedoch sicherlich Spieler geben, die lieber in aller Ruher über ihre nächsten Züge grübeln… 😴

Würde ich es nochmal spielen?
Definitiv! Soviel Action gibt es nirgendwo sonst in der Brettspielwelt.

Fazit
Was die Autoren/der Verlag hier mit einfachen Regeln auf den Tisch gebracht haben, verdient aller höchste Anerkennung! Wer sich für das Brettspielhobby begeistern kann, sollte auf jeden Fall mal Captain Sonar ausprobiert haben.

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7 Responses

  1. Alter! Brettspielmuggel? Echt? Solch ein Begriff für mich? Ich weiß, was Du damit sagen willst, aber ein Potterismus für mich? Neeee. Dont like this 😉

  2. Das war VOR dem Abend! Nach der legendären U-Boot-Taufe (ich sage nur „Super-Kavitationstorpedo“) seid Ihr alle in den circle of trust der hardcore boardgamer aufgenommen 😄

  3. Super Artikel!
    Ich hatte während einer der montäglichen Runden die Gelegenheit Captain Sonar zu spielen. Genau wie auch Du, war ich von der Spielidee, der Umsetzung, Interaktion, „Eintauchtiefe“ als auch dem Wiederspielwert begeistert.

  4. Die Idee fand ich super… Die Umsetzung war mir leider viel zu hektisch und zu laut. Vor allem durch das allgegenwärtige Geschrei ist das Spiel bei mir durchgefallen. Schade, denn ich hatte mich drauf gefreut.

    • Dann hattest Du wahrscheinlich einfach Pech mit Deiner Gruppe. Bei uns wurde nicht geschrien. Ganz im Gegenteil. In ein paar Partien gab es sogar die Situation, dass ich als Kapitän nur auf den Kurs meines Funkers geschaut habe ohne einen Befehl zu geben (mein erster Offizier wurde schon nervös). Ich wollte einfach abwarten bis das gegnerische U-Boot in Torpedoreichweite kommt. War sehr spannend (fast wie im U96 Film). Also gib Captain Sonar nochmal eine zweite Chance!

  5. @Malte Bei uns gab es doch nur Sieggeschrei. Das Spiel wurde etwas lauter gespielt aber Geschrei habe ich nicht in Erinnerung.

    • Mhhh ok dann halt extreme Lautstärke und ein Stimmengewirr. Ich habe einfach nicht hören können, was mein Team sagt, da das mir gegenübersitzende Grüppchen sehr lautstark miteinernader kommunizierte oder meines zu leise war oder meine Ohren kaputt sind… who knows.

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